Entlang der Tara |
Die Sonne geht langsam unter und ich heize die Küstenstraße entlang nach Budva. Irgendwann ergibt sich der Blick von oben auf die relativ große Touristenstadt. Große Hotelanlagen, bungee-jumping, rießige Leuchtreklamen, Yachthafen… „Oh ha“, denke ich mir und erinnere mich an den Reiseführer. Im Vergleich zu Budva ist Petrovac wirklich ein „beschauliches Örtchen“. Egal, jetzt bin ich schon mal hier und muss eine schöne gemütliche Unterkunft finden wo Claudia sich mal auskurieren kann. Außerdem habe ich Zeitdruck, muss ja noch zurück um sie abzuholen. Inzwischen ist es stockfinster geworden. (Deshalb gibt es hier auch keine Bilder) Eigentlich hätte ich es ja mittlerweile wissen müssen dass den Mund meines Appartementanbieters wohl kaum ein wahres Wort verlässt. Aber ich warte dann noch ziemlich lange auf einen Kumpel von ihm der angeblich Taxifahrer ist. Vielleicht ist er auch Taxifahrer aber ein richtiges Taxi hat er jedenfalls nicht. Ein alter Klapper-Ford der einzig durch eine überdimensionierte Beschallungsanlage aufgewertet wurde. Um die Sache abzukürzen verzichte ich ausnahmsweise auf langwierige Preisverhandlungen und akzeptiere den überhöhten Preis für die einfache Fahrt zurück nach Petrovac. Ich mache mir so langsam Sorgen um Claudia. Ich gebe dem Taxifahrer zu verstehen dass ich es eilig habe, erkläre ihm die Situation, und das ich nur deshalb seinen Fahrpreis akzeptiere. Der Pseudo-Taxifahrer ist ein Vollpfosten. Er bringt mich dann noch mehr auf die Palme, weil er ständig anhält um noch weitere Fahrgäste anzuwerben: „Just 5 Minutes…“. Irgendwann bin ich dann so sauer dass ich mal richtig laut werde. O.k., jetzt hat er es endlich begriffen: Ich möchte ohne Umwege und Pausen nach Petrovac und zahle ja auch dafür. Aber er fühlt sich angepisst. Das schlägt sich in seinem, jetzt äußerst aggressiven Fahrstil nieder. Damit will er mich wohl beeindrucken. Er murmelt vor sich hin: “German people are crazy…“. Auf der nächtlichen kurvigen Küstenstraße überholt er alles was nur ein µ langsamer ist. Egal ob Gegenverkehr kommt oder nicht. An mehreren Stellen gibt es hier auch schon mal 4m breite, ausgefranste Lücken in den Leitplanken die davon zeugen dass wir bestimmt nicht die ersten wären die hier die Steilküste runtersegeln. Ich lasse mir nicht anmerken wie viel Schiss ich eigentlich gerade habe. Wahnsinniger, Vollpfosten ! Das Personal vom Strandrestaurant in Petrovac ist sehr freundlich und hat sich gut um Claudia gekümmert was ich gerne zusätzlich honoriere. Sie haben Tee gekocht und ihr geht es auch ein klein wenig besser. Auf der Suzuki fahren wir zu zweit incl. Gepäck über die nächtliche Küstenstraße Richtung Budva. Es ist jetzt nicht gerade wenig Gewicht was die kleine Freewind mit uns beiden und dem ganzen Gepäck über die kurvenreiche Küstenstraße bewegen muss. Aber sie bringt uns absolut zuverlässig und sicher zurück. Wir sind sogar noch einigermaßen flott unterwegs und es macht auch noch Spaß. Ich habe in diesem Moment gedacht: „Der Einzylinder (der schon lange nicht mehr gebaut wird) wird aufgrund seiner Optik oft unterschätzt, aber er ist definitiv ein absolut ausgewachsenes und ernstzunehmendes, geiles Motorrad was sehr viel mitmacht ! Christopherus ist mit uns und wir finden auf Anhieb ein sehr günstiges schönes Hotel. Ganz in der Nähe des Siffappartements wo meine Transalp (hoffentlich) noch steht. Claudia legt sich hin und ich schleppe das Gepäck hoch. Warum ist es eigentlich immer mind. der 3. Stock, in diesem Fall sogar der 4. ? Danach gehe ich los die Transalp zu holen. Es sind wirklich nur ein paar hundert Meter und deshalb nehme ich nicht großartig was mit. Die Honda ist noch da und auch das Gepäck. Der Appartementvermittler ist allerdings verschwunden. Als ich zurück zum Hotel fahren will stelle ich fest dass das ganze Stadtviertel nur aus Einbahnstraßen besteht. Eigentlich muss man das nicht immer so genau nehmen aber ich hatte auf dem Weg hierher eine Polizeistreife gesehen. Deshalb fahre ich erstmal vorschriftsmäßig und denke mir „einmal um den Block“ und dann bist du ja da. Die Verkehrsführung bedingt aber dass ich in einem ganz anderen Stadtteil wieder rauskomme und über die vierspurige Hauptstraße erstmal wieder stadteinwärts fahren muss. Ohne Helm, ohne Papiere, ohne Karte oder Navi und ohne Kohle stehe ich auf einmal wieder außerhalb der Stadt. Ich weiß noch nicht mal wie unser Hotel eigentlich heißt. Ich male mir schon aus was passiert wenn mich die B….. anhalten (ohne Helm) und ich noch nicht mal sagen kann wo ich überhaupt hin will. Um das Hotel wieder zu finden muss ich auf der 4-spurigen, hell erleuchteten Hauptstraße wieder stadteinwärts fahren. Mittlerweile ist mir das alles auch ziemlich egal. Nach etwa 5 Kilometern Umweg bin ich wieder am Hotel und tue einfach so als wäre nix gewesen. Dann schleppe ich noch das Gepäck der Transalp auch in den vierten Stock. Seit dem Frühstück haben wir ja nichts mehr gegessen und jetzt ist es kurz vor eins. (nachts) Wir ziehen noch los und finden ein schönes Restaurant. Der Koch bereitet Claudia sogar noch extra eine frische „Schonkost“ zu. Aus Kartoffeln und Gemüse. Ich bekomme ein leckeres Schnitzel und das ganze ist auch noch spottbillig. Sehr nette montenegrinische Gastgeber ! Als hätten wir heute noch nicht genug hinter uns latschen wir noch ans Meer. Der Weg ist viel weiter als gedacht. Wir setzen uns eine Stunde ans Meer und treten dann den langen beschwerlichen Rückweg an. An diesem Abend bin ich so fertig wie ein Brötchen. Ich setze mich auf die Bettkante, kriege auch noch Schuhe und Socken aus. Dann lege ich mich zurück und es ist sofort Schicht im Schacht. Die Drehung in Längsrichtung habe ich nicht mehr hingekriegt.
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